
Israel kontert scharfe Kritik von Macron zur Lage in Gaza
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat scharfe Kritik an den Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geübt. In einer Mitteilung seines Büros erklärte Netanjahu, Macron fordere Israel zur Kapitulation auf und belohne damit den Terrorismus. Diese Stellungnahme folgte auf Macrons wiederholte Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen, die er in einem Interview mit dem französischen Sender TF1 geäußert hatte.
Netanjahu warf Macron vor, sich auf die Seite einer „mörderischen islamistischen Terrororganisation“ zu stellen und deren Propaganda zu unterstützen. Der Ministerpräsident bezog sich dabei auf die antisemitischen Vorurteile, die im Zusammenhang mit der Ritualmordlegende stehen. Diese Legende beschreibt falsche Anschuldigungen gegen Juden, die bis ins Mittelalter zurückreichen. In seiner Argumentation betonte Netanjahu, dass Israel sich nach dem verheerenden Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in einem existenziellen Krieg befinde. Bei diesem Angriff seien auch zahlreiche französische Staatsbürger getötet und entführt worden.
Kritik an der humanitären Lage im Gazastreifen
Macron hatte in seinem Interview die israelischen Militäraktionen im Gazastreifen als „inakzeptabel“ bezeichnet und die Blockade humanitärer Hilfe durch Israel kritisiert. Er bezeichnete die Situation als eine Schande und forderte eine sofortige Verbesserung der humanitären Bedingungen für die Bevölkerung in Gaza. Diese Äußerungen stießen auf Widerstand bei der israelischen Regierung, die argumentiert, dass die militärischen Maßnahmen notwendig seien, um die Bedrohung durch die Hamas zu bekämpfen.
Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni äußerte sich ebenfalls zur Lage im Gazastreifen und bezeichnete diese als „immer dramatischer und durch nichts zu rechtfertigen“. Sie betonte die Notwendigkeit, das humanitäre Völkerrecht zu achten, während die italienische Regierung bislang die israelischen Bemühungen im Kampf gegen die Hamas unterstützt hatte, ohne die humanitäre Situation zu kritisieren.
Forderungen nach Verhandlungen mit der Hamas
In einem anderen Entwicklung haben 67 ehemalige Geiseln Netanjahu in einem offenen Brief aufgefordert, einen Deal mit der Hamas zur Freilassung der verbleibenden Entführten im Gazastreifen zu schließen. Der Brief trägt den Titel „Ein Aufruf, Geschichte zu schreiben“ und verweist auf die jüngste Freilassung des US-Israelis Edan Alexander als eine historische Gelegenheit für Verhandlungen.
Die Unterzeichner betonen, dass die israelische Regierung nun die Möglichkeit habe, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sie appellieren an alle Beteiligten im Prozess, nicht von den Verhandlungen abzulassen, bevor ein umfassendes Abkommen unterzeichnet wurde. Dies zeigt, dass trotz der angespannten politischen Lage auch Stimmen für eine diplomatische Lösung und humanitäre Fortschritte laut werden.
Quelle: https://orf.at/stories/3393539/

